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Virusfreie Zelltherapie: T-CURX erhält 20 Mio. Dollar in Serie A

Die bayerische T-CURX GmbH sichert sich 20 Mio. US-Dollar in einer Serie A-Finanzierungsrunde, um nicht-virale CAR-T-Therapien gegen AML und solide Tumoren klinisch voranzubringen. Die neue Technologieplattform verspricht eine "Demokratisierung" der Zelltherapie durch einfachere und damit kostengünstigere Herstellung.

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Das in Würzburg verwurzelte, in Martinsried bei München ansässige Biotechnologieunternehmen T-CURX hat erfolgreich eine Serie A-Finanzierungsrunde über 20 Mio. US-Dollar (rund 17,7 Mio. Euro) abgeschlossen. Sollten weitere Interessenten dazukommen, könnte sich die Summe noch erhöhen. Mit dem Kapital will das Unternehmen die klinische Entwicklung seiner nicht-viralen CAR-T-Zelltherapien bei akuter myeloischer Leukämie (AML) und ausgewählten soliden Tumoren beschleunigen. Zudem sollen firmeneigene Technologien zur nicht-viralen sowie parallel auch in vivo erzeugten CAR-T-Therapie weiterentwickelt werden.

Angeführt wird das internationale Investorenkonsortium von dem Schweizer Venture-Capital-Geber BiomedVC. Weitere Investoren sind Bayern Kapital, HighLight Capital (HLC) und der i&iBio Fund aus der Tschechischen Republik sowie bestehende und neue private Geldgeber aus Europa und Asien.

T-CURX setzt auf einen nicht-viralen Ansatz zur Herstellung von CAR-T-Zellen, der im Vergleich zu klassischen viralen Verfahren mittels AAV-Vektoren kostengünstiger und besser verträglich sein soll. Ziel ist es, CAR-T-Therapien  für größere Patientengruppen verfügbar zu machen.

„Ich freue mich sehr, dass es T-CURX gelungen ist, ein so hochkarätiges internationales Investorenkonsortium unter Führung von BiomedVC zu gewinnen“, sagte Ulf Grawunder, Mitgründer und CEO von T-CURX. „Dies ist ein Beleg für die Qualität unserer Daten und für das Potential unserer nicht-viralen CAR-T-Pipeline in AML, CLL und soliden Tumoren mit neuartigen Zielstrukturen. Zugleich unterstreicht es den Wert unseres Ansatzes, nicht-virale CAR-Vektoren und LNP-Technologien für eine hochgradig kosteneffiziente und skalierbare CAR-T-Herstellung zu nutzen, um CAR-T-Therapien weltweit zu ‚demokratisieren‘.“

Auch auf Investorenseite zeigt man sich überzeugt. Aristotelis Nastos, Managing Partner und Investment Director bei BiomedVC und zuvor viele Jahre bei der NRW.Bank für den Bereich LifeSciences zuständig, erklärte: „Wir waren tief beeindruckt von den präklinischen und technologischen Daten zu den nicht-viralen CAR-T-Ansätzen bei T-CURX, von der Erfahrung des Gründer- und Managementteams sowie vom Potential dieser Technologien, CAR-T-Therapien für viele Krebspatienten weltweit zugänglich und bezahlbar zu machen.“

T-CURX wurde 2017 gegründet und hat seinen Sitz in Würzburg und im Gründerzentrum IZB Martinsried/München. Das Unternehmen ist ein Spin-off aus dem Labor von Prof. Dr. Michael Hudecek an der Universität Würzburg, einem europaweit anerkannten Experten und Pionier auf dem Gebiet nicht-viraler CAR-T-Zelltherapien. T-CURX nutzt das sogenannte Sleeping-Beauty-Transposon-System zur genetischen Modifikation patienteneigener T-Zellen. Dabei wird über eine Minicircle DNA bei höherer Transfektionsrate gegenüber der virus-basierten Methode und einfacherer (weil im Gegensatz zu deren Bedarf an S2-Laboren in der Genehmigungsstufe der S1-Laboren angesiedelt) Herstellungsmethode die Gebrauchsanleitung für ein spezifisches CAR-Motiv in die patienteneigenen Zellen übertragen.

Nur klinische Daten überzeugen

In Ausgabe 4-25 von |transkript hatte Hudecek bereits auf das große Interesse an der neuen Technologieplattform hingewiesen und die Möglichkeiten, von dort auch in Richtung allogene Zellmodifikation oder In-vivo-CAR-T-Therapien voranzukommen. Zudem ist er über seine aktive Mitwirkung in der nationalen Strategie zur Zell- und Gentherapie sowie in diversen Forschungsverbünden auch mit anderen Industriepartnern an der Spitze der technologischen Neuerungen, die sich in diesem Feld nahezu wöchentlich ergeben. Im Oktober hatte T-CURX zusammen mit dem Fraunhofer IZI in Leipzig, dem hiesigen Pionier der CAR-T-Herstellung für die klinische Anwendung, und der Firma Plasmid Factory eine Kooperation über die Produktion der virusfreien Trägermaterialien geschlossen.

Für T-CURX-COO Dr. Marion Jung, die früher selbst auf der Investorenseite stand und  bis zum Verkauf CEO der Firma Chromotek war, bedeutet der Abschluss der Finanzierungsrunde ein gutes Stück Arbeit. „Wie in diesem Jahr allgemein zu beobachten war, ist es für Firmen ohne eigene klinische Daten schwieriger geworden, große Finanzierungen aufzunehmen“, sagte Jung gegenüber |transkript.de. „In den Gesprächen mit Investoren haben wir festgestellt, dass die akademischen Vorarbeiten von unserem Gründer Prof. Michael Hudecek und die Investigator-initiierte Studie das Vertrauen in die T-CURX-Technologie gestärkt haben.“ Insbesondere mit diesen frühen klinischen Daten, im Schwerpunkt finanziert über Fördermittel, habe gezeigt werden können, dass der nicht virale Ansatz für Patienten sicher, skalierbar und klinisch translatierbar ist. Damit habe man deutlich wirksamere Argumente in den Gesprächen mit Investoren vorlegen können. Dennoch müsse man heute gleich von Beginn an in Konsortien denken, erklärte Jung. „Wir haben festgestellt, dass größere Finanzierungsrunden heute auf mehrere Schultern verteilt werden und somit zu einer Internationalisierung und Vergrößerung der Syndikate führen. Mehrere Parteien bedürfen aber leider auch mehr Zeit für die Abstimmung. Dank der Unterstützung der privaten Investoren aus der Seed-Runde war es uns möglich, diese Phase zu überbrücken“, so Marion Jung. Auch die Partneringveranstaltung BIO-Europe habe zu neuen Investorenkontakten für das Konsortium geführt, doch die erfahrene Biotech-Veteranin wollte dabei nicht verraten, auf welchem der regelmäßigen Events es „Klick“ gemacht hat. Gut Ding will eben gerade in diesen Zeiten Weile haben.

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